Der Gäbel, Tom

Was macht man mit der Konkurrenz? Man guckt sie an! Wobei Konkurrenz ein schwieriges Wort ist, denn alles was Big Band Swing interessant macht, ist langfristig gut für uns. Also sind Christoph van Hal, Daniel Zeinoun (der Leadtrompeter der Big Band) und ich am Sonntag, 19.2.06 ins hannoversche Capitol gefahren und haben Tom Gäbel angeguckt. Jetzt nicht im Sinne von Zoologen die mit einem Stöckchen das Tierchen pieksen und mit distanziertem Gesichtsausdruck Notizen machen, eher waren wir sehr neugierig wie Tom Gäbel live wirkt und ob er sehr anders ist als »in Fernsehn«. Ist er übrigens nicht, um das vorwegzunehmen.

Das Konzert teilte sich in zwei sehr unterschiedliche Sets. Nach circa drei Songs zückte ich mein Handy und tippte an die daheimweilende Süße: Gott ist das langweilig. Ein relativ steifer, etwas unbeholfen wirkender Tom Gäbel brachte Mitschnippsswing für Liebhaber der Harmlosigkeit. Dem Publikum gefiel’s, auch wenn der große Jubel ausblieb und ich so manches Gähnen beobachten konnte. Packend ist anders.

Im zweiten Set war alles wie ausgewechselt. Die eh schon gute Band lief zu Höchstform auf, die Gimmicks wurden mehr und besser und vor allem gewann die Musik endlich an Schwung und Energie. Jetzt merkte man die Big Band und vor allem konnte man sich von den Entertainerqualitäten Tom Gäbels überzeugen, ohne dass er allerdings vollends zur Rampensau mutierte. Im Saal war jetzt jubeln angesagt und man sah die hervorragenden Musiker aufblühen. Sowohl in den Soli, als auch bei den humorvollen Einlagen hatten sie sichtlich ihren Spaß.

Das gesamte Programm bestand aus Coversongs und Jazzstandards besonders von Frankie und seinen Spießgesellen. Da hat wer auf Nummer sicher gesetzt. Wenn es allerdings so gut vorgetragen wird wie hier, ist das völlig OK. Die Stimme dafür hat Tom Gäbel jedenfalls. Ich bin gespannt wie und ob er den Schritt zu mehr Eigenständigkeit gestaltet. So hatte man immer das Gefühl mit der Tom Gäbel Lösung nur deswegen vorliebzunehmen, weil es Robbie nur auf DVD und Sinatra nur up, up and away zu bestaunen gibt. Es war eine Covershow und der Entertainer Tom Gäbel blieb recht blass, obwohl er durchaus das Talent hat und auch Ansätze zu einer sehr eigenen Bühnenfigur erkennen lässt. Es wird sich zeigen, wie er seine weitere Karriere gestaltet.

Wir brauchen uns also nicht zu verstecken. Und außerdem sind unsere Konzerte billiger!